ZIP 1985, 971
Statt Börse: Schwindel
Die Börse Frankfurt ist in diesem Jahr 400 Jahre alt. Nehmen wir die Feste, wie sie fallen. Aber nehmen wir sie auch zum Nachdenken, in diesem speziellen Fall, weil es sich um „Börse und Frankfurt“, vor allem aber um den Windschatten einer Institution handelt. Denn Frankfurt ist, vor allem wohl aus atmosphärischen Gründen, nicht nur Sitz der größten deutschen Börse, sondern auch Epizentrum des größten deutschen Börsenschwindels, genauer: vieler vielleicht verhältnismäßig kleiner Einzelschwindel. Das „Strickmuster“ ist im Grunde immer wieder dasselbe: Vorgeblich oder wirklich in und um Frankfurt ansässige „Anlageberater“ oder „Anlagevermittler“ sammeln bei denen, die es haben, Geld, um damit in Warenterminkontrakten mit den Ansprüchen auf zukünftige Lieferung von Schweinebäuchen an der Chicagoer Börse zugunsten ihrer Kunden Spekulationsgewinne zu erzielen. Manchmal werden die Gelder tatsächlich für den genannten Zweck angelegt, allerdings nach Abzug nicht deklarierter „Provisionen“, bei denen dem Fachmann die Tränen kommen. Manchmal aber bleibt das Geld auch unmittelbar in den Taschen der Berater; der Kunde bekommt dann von Zeit zu Zeit einen „Kontoauszug“, der belegt, was passiert wäre, wenn das Geld wirklich wie vorgesehen angelegt worden wäre. Hier fliegt der Schwindel auf, wenn wirklich größere Gewinne auszuzahlen wären.
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